Anregungen für die Arbeit der OrtsheimatpflegerInnen

Anregungen für die Arbeit der Ortsheimatpfleger

1. Geschichtsforschung
Methoden:
Erfassen und Sichten von Archivalien
– im Gemeindearchiv
– im Pfarrarchiv
– in den Stadt-, Kloster- und Herrschaftsarchiven
– in den Archiven (Stuttgart, München, Sigmaringen, Ludwigsburg, Ravensburg)
– in Privathäusern (Lehenbriefe, Übergabebriefe usw.)

Auswertung der vorhandenen Literatur (Kreisbibliographie)
Befragung von älteren Menschen zur jüngeren Vergangenheit
Erstellen eine Ortschronik (beginnend in der Vergangenheit oder in der Gegenwart)

Themen:

– politische Geschichte des Orts (ältere und jüngere Vergangenheit)
– Geschichte der Pfarrei
– Geschichte der Vereine
– Geschichte der Schule
– Geschichte der Feuerwehr
– Geschichte der Landwirtschaft (Anbaumethoden, Vereinödung, Milchwirtschaft, alte Flurnamen besonders in Vereinödungsakten)
– Geschichte der Forst- und Wasserwirtschaft
– Geschichte des Armenwesens
– Einwohnerentwicklung (Pfarrakten, Oberamts­beschreibung)


2. Denkmalpflege

Erfassen und Beschreiben
– der örtlichen Baudenkmäler anhand der Denkmal-listen; Vergleich mit dem heutigen Zustand; Foto-dokumentation)
– von weiteren ortsbildprägenden Häusern (Foto-dokumentation)
– der Geschichte der Burg oder des Schlosses
– der Geschichte der Kirche (Kircheninventare, Pfarrbeschreibungen)
– der Geschichte der einzelnen Häuser (deren Lage, z. B. anhand der Flurkarten von 1825 ff.; deren frühere Baustile, z. B. aus Brandversicherungs­akten um 1810, alte Fotos, Baugenehmigungen aus dem 19. Jahrhundert, alte Gemälde)
– von alten Brücken
– von Wegkreuzen (Foto-Dokumentation)
– von Grabkreuzen und Friedhofsanlagen
– von alten Marksteinen und Zeugensteinen
– von Bodendenkmalen wie z. B. Schanzen, Köhler­plätzen, Mühlenkanälen, Weiherdämmen, Siedlungs­spuren (z. B. Hofreste), Kalköfen, alten Hohl­wegen, Fußwegen (Schulweg, Kirchweg, Milch­weg) und Straßen, von ehemaligen Ackerrainen usw.

Ansprechpartner und Berater bei
– Renovierung von ortsbild- und landschafts­prägenden Gebäuden (möglichst frühzeitig und im Vorfeld von Genehmigungsverfahren)
– Renovierung der Kirche
– Renovierung einer Burgruine
– Bauleitplanung und sonstigen Veränderungen von Ortsbild und Landschaft
– Fragen, die es mit dem Denkmalamt zu klären gilt


3. Museale Gegenstände
Erfassen, Sammeln und Bewahren von Objekten
– Postkarten
– Andachtsbilder
– Fotos
– Briefen
– Tagebüchern
– Poesiealben
– Kleindenkmalen
– Grabschmuck
– Möbeln
– Einrichtungsgegenstände (aus Wohnzimmern, Schlafzimmern, Küchen und Kellern)
– Spielzeug
– Werkzeugen und Geräten aus Handwerk und Landwirtschaft
– Militaria
– Einrichtungsgegenständen aus dem Gewerbe (Läden, Brauereien, Käsereien usw.)

Evtl. Einrichtung einer Heimatstube oder eines Heimatmuseums


4. Mundart
– Sammeln von orts- und landschaftstypischen Wörtern und Redensarten
– Vergleiche mit einem Mundartatlas
– Veranstaltung von öffentlichen „Hostuben“
– Förderung von Mundart-Autoren
– Förderung von Mundart-Theater


5. Volksmusik und Volkstanz
Sammeln und Erfassen von Notenbeständen
– Blaskapellen, Tanzmusikformationen, ehemaligen Dirigenten, Privatpersonen
– Tanzmusik (möglichst Handschriften)
– Liederhefte (möglichst Handschriften)

Befragung älterer Menschen (möglichst mit Tonaufnahme)
– Volkslieder und Volkstänze (Tanzbeschreibungen)
– Stellenwert der Musik in früherer Zeit

Sammeln von alten Instrumenten und Instrumentenfotos
Organisation von Tanzveranstaltungen
Eventuell Mitwirken in einer Stuben- oder Tanzmusik


6. Kirchenmusik
– Sammeln und Erfassen von örtlichen Noten­beständen (Kirchenchöre, Musikkapellen)
– Auswertung von alten Kircheninventaren (in denen Noten- und Instrumentenbestände aufgeführt sind) und von alten Kirchenrechnungen
– Mithilfe bei der Wiederbelebung der oberschwäbischen Barockkirchenmusik


7. Tracht
– Erforschung der lokalen Tracht (Inventuren und Erbverträge im Gemeinde-Archiv)
– Sammeln von Kleidungsstücken
– Sammeln von Gemälden und Fotos (eventuell abfotografieren), auf denen Kleidung abgebildet ist
– Kunsthandwerkliche Nachbildung von Trachten­stücken
– Eventuell Anschaffen einer Tracht

8. Ess-Kultur
Sammeln von Details durch Befragung älterer Menschen, Erfassung von handschriftlichen Aufzeichnungen (Leibgedingverträge, Kochbücher usw.) zu den Themen:
– Bodenständige Nahrungsmittel in früherer Zeit (Getreidesorten, Gemüse- und Gartenbau, Fleisch und Hausmetzgerei, Obstsorten, Most, Saft, Imkerei)
– Tägliche Abfolge der Mahlzeiten
– Landschaftstypische Rezepte und Ess-Traditionen


9. Brauchtum
Sammeln von orts und landschaftstypischem Brauchtum
Themen:
– Kirchliches und weltliches Brauchtum im Jahreslauf
– Aberglaube
– Gesundbeten
– Sagen
– Wetterregeln
– Kinderspiele
– Kartenspiele

Möglichkeiten:
– Befragung von älteren Menschen (möglichst mit Tonaufnahme)
– Sammeln von alten Büchern und handschriftlichen Aufzeichnungen zu diesem Thema
– Auswertung von Verkündbüchern, Pfarr­beschreibungen und Visitationsprotokollen (Pfarrarchive)
– Sammeln von Fotos

Zusammenstellung und Ansprechpartner:
Berthold Büchele, 88260 Ratzenried,
Telefon 07522 3902