Jahreshauptversammlung November 2019

Ein Bericht in der Schwäbischen Zeitung vom 10. November 2019 von Sabine Centner

Über eine gut besuchte Jahreshauptversammlung kann sich die Arbeitsgemeinschaft (AG) Heimatpflege im Württembergischen Allgäu freuen: Rund 50 Ehrenamtliche trafen sich am Freitagnachmittag in Leutkirch zur Sitzung im Kolpinghaus am Pfefferbergweg. Vorsitzender Jörg Leist berichtete über aktuelle Projekte der AG, etwa die Forschung zu den Lehenshöfen des Klosters Weingarten, die Aufarbeitung von Münzfunden in Haslach oder die Erstellung des Kulturlandschaftskatasters „Natur- und Kulturerbe“. Einen kurzen Abriss über die Aktivitäten im Bauernhausmuseum Wolfegg gab zudem dessen kommissarischer Leiter Maximilian Eiden.

Der Sitzung vorangegangen war ein Besuch im Museum im Bock, wo die Heimatpfleger aus der Region von Georg Zimmer und Manfred Thierer durch die beeindruckende Dauerausstellung zur Geschichte der Muna und die am Sonntag zu Ende gegangene Jubiläumsausstellung „500 Jahre St. Martin“ geführt wurden.

Im Kolpinghaus ging es dann um Themen aus der täglichen Arbeit der engagierten Heimatpfleger, denen auch Bürgermeisterin Christina Schnitzler in ihrer Begrüßung dankte. Jörg Leist, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft und früherer Wangener Oberbürgermeister, berichtete von der Chronik der Lehenshöfe des Klosters Weingarten, an der Heimatforscher Daniel Oswald derzeit arbeite. Eine „interessante Grundlagenforschung“, die die Arbeitsgemeinschaft gerne unterstütze.

Bemerkenswert nannte Leist auch die Aufarbeitung von Münzfunden aus der Römerzeit in Haslach, Gemeinde Schomburg. Man könne diese doch im Rahmen der Landesgartenschau in Wangen 2024 als „kleine aber feine Sonderausstellung“ präsentieren, so sein Vorschlag. Ebenfalls für Wangen interessant: Die Enthüllung des Maria-Neff-Denkmals im September. Die Skulptur des Bildhauers Josef Michael Neustifter soll die Erinnerung an die letzte Besitzerin der Eselmühle mitten in der Altstadt wach halten.

Ein Projekt, für das es „viel Stehvermögen“ brauche, wie Heimatpflegemitglied Manfred Thierer sagte, ist die „Erfassung des Natur- und Kulturerbes im württembergischen Allgäu“. Seit 2006 wird an einer flächendeckenden Bestandsaufnahme gearbeitet, die „die Eigenart und Schönheit der Kulturlandschaft dokumentieren und dadurch zu ihrem Schutz beitragen“ soll. Es sind vor allem Ortsheimatpfleger, die die Objekte kartografisch und fotografisch erfassen und auf einer Bestandskarte dokumentieren. Eine wichtige Arbeit, denn in den vergangenen Jahren sind „große Veränderungen der Landschaft, speziell in Sachen Flächenverbrauch“ zu beobachten, wie Thierer sagte.

Trotz ehrenamtlicher Arbeit: Das Projekt kostet. Insgesamt rund 80 000 Euro, rechnete Kassier Dieter Krattenmacher vor. Nach Abschluss einer ersten Förderung durch Leader-Mittel für den ländlichen Raum muss die Heimatpflege nun in der zweiten Runde 40 Prozent der Kosten, sprich 16 000 Euro, selbst tragen. Die werden vor allem in die anstehende Digitalisierung des Katasters fließen, hieß es bei der Hauptversammlung.

Auf moderne Technologie setzt die Heimatpflege auch an anderer Stelle: Seit 2012 sind an vielen Kapellen Informationstafeln angebracht. Diese sollen künftig einen QR-Code erhalten, der mit dem Smartphone abgescannt werden kann und dem Nutzer Texte und Fotos bietet. Das Problem: Vielerorts gibt es keinen Handy-Empfang, wie ein Probelauf im Raum Ratzenried ergeben hat.

Was die aktuelle Situation im Bauernhausmuseum Wolfegg, dem „Herzstück der Kulturarbeit des Landkreises“ angeht, so sprach dessen kommissarischer Leiter Maximilian Eiden von einer „Baustelle“. Dies gelte sowohl personell (nach dem überraschenden Abschied von Museumsleiterin Claudia Rossmann im vergangenen Sommer gibt es noch keine Nachfolge) als auch ganz wörtlich: Der Hof Beck, ein typischer oberschwäbischer Eindachhof, der einst in Taldorf stand, soll umgesetzt, auf dem Museumsgelände wieder aufgebaut und mit einem kinderpädagogischen Projekt verbunden werden.

Neben der „gebauten Lebensgeschichte von Menschen“ will das Museum aber auch sozialgeschichtlichen Aspekten Raum geben, sagte Eiden. Ein Beispiel: Die Geschichte der sogenannten Gastarbeiter in den 50er- bis 70er-Jahren. Das EU-geförderte Projekt will ein Panorama der Nachkriegszeit auf dem Land entwickeln. Eine Wanderausstellung mit dem Titel „Geliebte Gabi“ wird ebenfalls in Wolfegg Station machen. Anknüpfend an Leo Hiemers Film „Leni muss weg“ geht es dabei um das Schicksal eines fünfjährigen Mädchens, das als Jüdin im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde.

Was die AG Heimatpflege insgesamt demnächst beschäftigen wird, ist das Gedenken an 1525: 500 Jahre Bauernkrieg gilt es 2025 zu würdigen. Ein „großes Ereignis, das auf uns zukommt“, sagte Jörg Leist und kündigte Überlegungen auf lokaler und regionaler Ebene in Oberschwaben an.