Bericht der Schwäbischen Zeitung von Vera Stiller vom 29.9.2019
Die Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege hat sich dem Erhalt und der Pflege des Kultur- und Landschaftserbes im württembergischen Allgäu verschrieben. Ebenso wichtig ist es ihr aber auch, die Sinne für Veränderungen zu schärfen. Am Freitagnachmittag galt die Aufmerksamkeit der Ortsheimatpfleger den Auswirkungen des Klimawandels, denen am Beispiel des Sees und des Waldgebietes „Schweinberg“ auf der Gemarkung Karsee nachgespürt wurde.
Vorsitzender Jörg Leist und Geschäftsführer Dieter Krattenmacher konnten für die Ortsbegehung zwei kompetente Referenten gewinnen: Elmar Schlecker vom Seenprogramm und Bernhard Dingler vom Forstamt des Landkreises Ravensburg. Beide Fachleute gaben zunächst einen Überblick über das, was vor allem zu den veränderten regionalen Bedingungen für Wald und Gewässer geführt hat.
Da wurden die Temperaturzunahme und der Rückgang der Kältephasen ebenso ins Feld geführt wie die Dauer und Häufigkeit von Hitzewellen, die längere sommerliche Trockenheit oder die Zunahme der Starkregenereignisse. Was den Karsee anbelangt konnte Elmar Schlecker Positives berichten. Der See, der durch einen oberirdischen Zufluss sowie Quellen am Gewässergrund gespeist und über den Karbach in die Untere Argen entwässert wird, weist eine Wasserfläche von drei Hektar und einer Verlandungszone von 0,7 Hektar auf. Die tiefste Stelle misst 6,6 Meter. Bei der Untersuchung im vergangenen Jahr konnte festgestellt werden, dass sich die Wasserqualität durch die Extensivierung vieler landwirtschaftlicher Flächen verbessert hat.https://f3650621bdf2bb2ca607926bfcf1bd3c.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-38/html/container.html
Experten erläutern Zustand der Natur
„Wenn die Entwicklung so weiter voranschreitet, dann wird der Karsee ein richtig gutes Gewässer sein“, lobte Schlecker und machte seine Aussage auch mit der Hilfe einer Grafik deutlich, die den Phosphorgehalt im See verdeutlichte. Lag der Jahresmittelwert 1988 noch bei 148 Mikrogramm pro Liter, so pendelte er sich im vergangenen Jahr auf 58 ug/l ein. Elmar Schlecker erklärte: „Durch die Verringerung des Phosphorgehaltes kommt es zu einer Verschiebung der Artenzusammensetzung im Phytoplankton in Richtung eines dem jeweiligen Seetyp entsprechenden natürlich Zustandes. Es können sich wieder vermehrt Algen bilden, die Fische zeigen wieder eine typische Artenzusammensetzung.“ Im Karsee findet man beispielsweise neben Zander und Aal seit 1995 Brachse, Rotauge, Barsch, Wels, Hecht und Karpfen, seit 2000 dazu die Ukelei.
Beim Aufstieg zum Kamm der Schweinberg-Bewaldung wies Leutkirchs Forstamtsleiter Bernhard Dingler darauf hin: „Das Waldbild zeigt nicht nur Fichten, sondern wenigstens ein Dutzend anderer Baum- und Straucharten, wobei die Buchen und Eichen dominieren.“ Wie er feststellte: „Wenn sich der Wald wie hier zu sehen schon von unten her verjüngt hat, dann ist das für ihn die beste Krankenversicherung.“
Oben bei den riesigen Bäumen angekommen hörte man viel von der Notwendigkeit, dass eine gute Strukturierung wie ein hoher Anteil von Tannen wichtig für die Zukunft eines Mischwaldes sei. Dringender als bisher würde zudem ein intensives Bejagen dazu beitragen, „dass junge Pflanzen nicht durch Wildverbiss geschädigt werden“. Wären bereits Schäden aufgetreten, dann wäre es unabdingbar, diese Nachteile rechtzeitig zu erkennen und die entsprechenden Bäume zu entnehmen.
Kahlflächen, so Dingler, sollten aufgeforstet werden. In der Frage der richtigen Baumarten schlug der Förster vor, „je nach Standort die richtige Auswahl zu treffen“. Womit er den heimischen Arten den Vorzug gab, die mit „trockenresistenteren Arten“ wie der Douglasie oder der Eiche zu ergänzen seien.
Zusammenfassend sagte Bernhard Dingler: „Unsere Wälder gehören weiterhin gepflegt und durchforstet, damit sie für die Zukunft mit vitalen, stabilen und dem künftigen Klima angepassten Bäumen durchzogen sind.“